Frauen Handball – warum Mädchen und Frauen erstrecht Sportskanonen sind
Geschlechtergleichheit und das Bekämpfen von veralteten Geschlechterrollen werden immer wichtiger in unserer modernen Gesellschaft, denn längst haben nicht nur fanatische Feministen, sondern auch die breitere Bevölkerung kapiert, dass die weibliche Hälfte der Menschheit über ein riesiges, meist unterdrücktes und unausgeschöpftes Potenzial verfügt!
Was man nur alles erreichen könnte, wenn man Mädchen und Frauen weltweit ermächtigen, ermutigen, bilden und teilhaben lassen würde! Ganz so, als ob man endlich wirklich alle altmodischen kulturellen und religiösen Barrieren im Kopf überwinden könnte. Der Weg dahin ist lang, aber Fortschritt und Aufbruchsstimmung breiten sich immer rasanter aus. Wir glauben, dass dies Teil der menschlichen Evolution und wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Zukunft ist. Durch Sportarten wie Handball werden wichtige Grundsteine gelegt.
Früh übt sich
Knapp 43 % der deutschen Handballer zwischen 7 und 14 Jahren sind weiblich. Das ist immerhin fast die Hälfte! Und das in einer Sportart, die voller Action ist und bei der man sich leicht verletzen kann. Angeblich sind nur beim Fußball und beim Skisport die Verletzungswahrscheinlichkeiten höher. Längst sind also Mädchen nicht nur in den typischen „Mädchensportarten“ Tanzen und Reiten repräsentiert. Im Badenstedter Handball sind sogar mehr Frauen und Mädchen unterwegs als Männer und Jungs.
Jegliche zurückgebliebenen Denkweisen, dass Mädchen zu schwach, zu langsam, zu verletzlich und zu kampfscheu für solche Sportarten wären ist also zweifellos widerlegt. Aber was genau macht Frauen und Mädchen so gut im Sport?
Frauen als Teamsportler
Frauen ticken evolutionstechnisch etwas anders als Männer – nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Dadurch fallen Frauen bestimmte Dinge im Durchschnitt etwas leichter als Männern (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Beim Teamsport sind viele wichtige soziale Fähigkeiten gefragt, die in einem guten Team reibungslos ineinandergreifen. Dazu gehören:
Absprache und Zusammenarbeit: in Mannschaftssportarten unerlässlich für erfolgreiches Spiel. Das Ego muss zurückgestellt werden, es gibt kein Ich-Denken, sondern ein Wir-Denken, und eventuelle Rivalitäten und Unstimmigkeiten müssen reif und diplomatisch gelöst werden, weil sie sonst direkt den Erfolg des Teams aufs Spiel stellen. Ein eigenbrötlerischer Typ wird beim Handball nicht weit kommen. Frauen sind oft gut darin, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, und haben einen Sinn für Gemeinschaft.
Gegenseitige Rücksichtnahme: Ein Team wird nicht funktionieren, wenn man nicht immer die anderen und ihre Individuellen Stärken und Schwächen im Hinterkopf behält. Zusammen kann man so viel mehr erreichen als alleine, aber das setzt voraus, dass sich Teammitglieder gegenseitig mit Respekt und Rücksicht behandeln.
Eigenverantwortung: Obwohl man Teil eines Teams ist, darf man sich nicht hinter dem Team „verstecken“. Man handelt immer noch autonom und trifft seine eigenen Entscheidungen – und macht man Fehler, müssen diese eingestanden werden
Selbstmotivation: Klar, natürlich motiviert das Spielen im Team. Mannschaftsmitglieder bieten sich gegenseitig Rückhalt und Unterstützung – auch in Dingen, die nicht unbedingt etwas mit dem Sport, sondern mehr mit der seelischen Verfassung der Mitglieder zu tun haben. Jedoch muss jede Spielerin auch in der Lage sein, sich selbst zu motivieren und darf niemals übermäßig vom Team abhängig sein – jeder bringt sich selbst ein, so viel er kann.
Perspektive: Spielt man eine Mannschaftssportart, wirkt sich das auch die Entwicklung der kompletten Perspektive im Leben aus. Man kann alle durch den Sport gelernten Fähigkeiten auch im täglichen Leben anwenden, kann sich in andere hineinversetzen, kann besser kommunizieren und geht sanfter mit anderen um.
Weibliche Handball Vorbilder
Wie bei allem anderen, so ist es auch beim Sport so, dass sich Kinder extrem an ihren Eltern orientieren. Treiben die Eltern Sport, werden die Kinder ihnen viel wahrscheinlicher nacheifern wollen und später selbst sportlich sein. Auch bei der Wahl der Sportart sind Vorbilder wichtig: oft wählen Kinder die gleiche Sportart, die auch ihre Eltern schon machen.
Eine Studie hat ergeben, dass für Mädchen weibliche Vorbilder noch wichtiger sind als für Jungs. Sie vernetzen sich anders, identifizieren sich anders, und das wird zum Problem in einer Gesellschaft, wo es immer noch viele Frauen gibt die „einfach nur“ Hausfrau sind und sich auch gar nicht vorstellen können, für etwas anderes qualifiziert genug zu sein.
Unglaublich wichtig sind daher die Spielerinnen des Profi-Handballs, nicht nur in Deutschland. Die Handballerinnen der deutschen Nationalmannschaft sind die ultimativen Vorbilder für handballbegeisterte Mädchen von heute. Emily Bölk, Nadine Krause und Clara Woltering sind selbst Vorreiter und spielen damit eine große Rolle für die Zukunft des Frauen Handballs, denn an ihnen wird sich die neue Generation von Profi Handballerinnen orientieren.
Leider ist selbst unter uns, die wir uns ja so gerne als weltweite Vorreiter in vielem sehen, noch viel harte Arbeit angesagt, sowohl am allgemeinen Image des Frauen Handballs als auch an spezifischen frauenfeindlichen Haltungen, die sich durch geschmacklose Äußerungen wie „Das ist wie ein Pferderennen mit Kühen“ zeigen. (Ja, den Spruch hat tatsächlich ein männlicher deutscher Handballer in der Öffentlichkeit abgelassen. Schlechtes Vorbild.)
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